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« Trashfilm » Herz aus Stahl #10

Mittwoch, 14. Jan 2015, 21:30 bis 23:00 Uhr
2015-01-14 21:30:00 2015-01-14 23:00:00 Pi Radio
Jede Woche sieht sich das Trashfilm-Kollektiv einen Film an, und bewertet ihn im Anschluss auf seinem Blog gnadenlos, subjektiv und ohne akademischen Anspruch. Alle vier Wochen gibt es dazu die Live-Sendung auf Pi Radio.
Trashfilm

Herz aus Stahl

Wer nichts wird wird Offizier – oder Panzergrenadier. Diese alte Wehrmachtsweisheit umschreibt die Handlung von Herz aus Stahl eigentlich recht treffend, oder wie sonst soll ich die Aussage verstehen: “Der Panzer, das ist mein Zuhause.” Oder: “Panzerfahren und Deutsche töten, das ist der beste Job meines Lebens.” Überhaupt hat die Besatzung des auf Fury getauften Panzers eine Art homoerotische Beziehung zu ihrem Gefährt, kommt dieses doch, im Vergleich zu dessen Pendant deutscherseits, mit deutlich weiblicheren Zügen daher.

Die Überlegenheit des Königstigers wird aber, entgegen Karstens Befürchtungen, keineswegs in Frage gestellt. Allerdings versteht es die amerikanische Sherman Besatzung, besetzt mit einem narbig geschminkten Brad Pitt (Wardaddy), dem Arsch aus The Walking Dead, irgendeinem versoffenen Mexikaner, einem bibeltreuen Presbiterianer und, wie könnte es anders sein, einem Milchbubi mit Gewissensbissen (von wegen Krieg und Töten, das geht ja gar nicht, da sind die Amerikaner heikel), die größere Manövrierfähigkeit des Shermans auszunutzen und tritt dem Tiger gehörig in den Hintern (der Hintern ist die Schwachstelle beim Königstiger, wobei wir wieder bei der Homoerotik wären, die ja auch bei Full Metal Jacket eine große Rolle spielt, von wegen, die Braut des Soldaten ist sein Gewehr).

Zu Hintern fällt mir noch ein: Auch die Frage, wie man im Panzer eigentlich seine Notdurft verrichtet, wird in dem halbwegs kurzweiligen Streifen zumindest angerissen, wenn auch nicht vollständig geklärt. Im modernen Panzerkrieg trüge die Besatzung vermutlich Windeln, weil für ein Dixi-Klo selbst im Leopard kein Platz ist. Zumindest Adolf Hitler hatte vermutlich an die Bedürfnisse seiner Panzerbesatzungen gedacht, als er die Entwicklung des P-1000 „Ratte“ in Auftrag gab. Bei 39 Metern Länge und 14 Metern Breite war nicht nur eine Innentoilette vorgesehen, sondern auch Schlafkojen, Duschen, eine Kantine und, auf Hitlers eigenen Vorschlag hin, sogar ein Tischtennisraum.

Angenehm altmodisch erinnert Herz aus Stahl von der Machart her an Band of Brothers. Etwas patriotisch zum Ende hin, aber sonst mit schönen deutschen Fräuleins, die alle gleich aussehen, gehenkt, im Bett oder am Straßenrand (blond natürlich) und die für eine Tafel Schokolade, ein Spiegelei oder vier Lucky Strikes (eine Schachtel wäre überteuert) alles geben, was das Herz eines G.I.’s begehrt.

Ich kann über Herz aus Stahl nichts wirklich Schlechtes sagen, aber auch nichts wirklich gutes. Mehr Fernsehen als Kino vielleicht, aber immer noch besser, als wenn Fernsehen einen auf Kino macht.

Grundsätzlich rate ich auf den DVD-Start zu warten, das ist billiger und kommt mit Sicherheit auch nicht schlechter rüber als für sechsfuchzig am Kinotag.

Prädikat: Kann man sehen, muss aber nicht sein.

P.S. Ein künstlerisch wertvollerer Panzerfilm ist vermutlich Lebanon, aber den hab ich nicht gesehen.

Über Trashfilm

Was für ein Film ist völlig egal. Ob totaler Schund oder hoch gelobter Kritikerstreifen, Trashfilm lässt an keinem ein gutes Haar. Das Urteil von Trashfilm ist ohnehin amüsanter als der besprochene Film je sein kann. Die hitzigen Diskussionen nach dem Kinobesuch, die bislang nur hinter verschlossenen Türen geführt wurden, gibt es nun als monatliche Livesendung auf Pi Radio. Gestritten wird über die Higlights der vergangenen vier Wochen. Änderungen bei der Filmauswahl vorbehalten.