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« Radio 100 » Die Legende kehrt zurück: Kontinente

Mittwoch, 29. Mär 2017, 13:00 bis 15:00 Uhr
2017-03-29 13:00:00 2017-03-29 15:00:00 Studio Ansage
Radio 100 revisited – on Air für einen Tag - Die Wiederholung
Radio 100

Kontinente & Checkpoint

Es muss wohl so im Jahre 1986 gewesen sein, als ein heute noch bekannter und geschätzter compañero ins Lateinamerikazentrum in die Crellestrasse 22 kam, vom Radio 100 Projekt erzählte und uns fragte, ob wir nicht Lust hätten ein Radioprogramm zu internationalen Themen, “Berichte und Analysen zur sog. Dritten Welt” zu machen. So war “Kontinente” geboren, später machten viele von uns auch “Checkpoint”. Uns war schon klar, dass wir Null Ahnung von Radio machen hatten. Trotzdem wollten wir uns diese Chance von Gegenöffentlichkeit zu unseren Themen natürlich auf keinen Fall entgehen lassen. Also, ab ins kalte Wasser … und in die Potsdamer Strasse ans Radio 100 Mikrofon ! Die ersten Sendungen waren sicher grausam, “politisch korrekt” aber sicher ziemlich unhörbar. Wir hatten zwar reichlich Ahnung und Erfahrungen, wie man Brigaden nach Nicaragua, Kundgebungen und Demos organisert, Spenden sammelt oder den Solikaffee “Sandino Dröhnung ( gibts heute noch !!) an die Leute bringt …. aber, verdammt nochmal: Wie macht man eine spannende, gut hörbare Radiosendung, die über das Spektrum “Szenefunk” hinausgeht?

Zum Glück war Radio 100 ja eine bunte Mischung und im Sinne von learning by doing haben wir dann glücklicherweise auch wertvolle Tips und Unterstützung von KollegInnen und compañeros/as aus anderen Redaktionen ( Kunstrausch, Dissonanzen, Musikredaktion,..etc) und von den TechnikerInnen bekommen, die den Politfreaks von “Kontinente” und “Checkpoint” auf die Sprünge halfen bezüglich kreativer und radiophoner Gestaltung der Sendungen. Claro, einige Naturtalente hatten wir schon auch zu bieten. Neben Verfassungsschutz und Stasi gehörte die linke autonome Szene natürlich auch zu unseren sicheren Stammhörern. Gerade die politischen Sendungen wurden in der Szene natürlich .. kommentiert und kritisiert. Teil unseres Anspruches war freilich auch die Einbindung von ganz unterschiedlichen Initiativen und Gruppen in die Radioarbeit und die Einladung -mit unserer Hilfe – selbst Sendungen zu machen oder bei Sendungen mitzuwirken. Rund um die Tagung von IWF und Weltbank in Berlin 1988 wurden da u.A. mehrere Sendungen produziert. Da gab es oft durchaus stundenlange Treffen und harte Debatten bei der Besprechung von Sendemanuskripten, die vielleicht politisch korrekt aber manchmal eben auch wenig radiotauglich waren. Es war eine spannende Zeit: 1. Mai Demo mit dem legendären Mitschnitt vom Polizeifunk, Besetzung des Kubat Dreiecks mit “Mauersprung”, der Uni Streik, die vielfältigen Aktivitäten und Proteste rund um die IWF und Weltbanktagung in Berlin ( siehe Doku “im Herbst der Bestie”) und vieles mehr.

Im 24-Stunden-Programm von Radio 100 lief der Checkpoint jeden Montag und Mittwoch, Kontinente jeden Donnerstag jeweils 20:05 bis 21:00 Uhr.

Samstag, 4. März 2017 ab 7 Uhr aus dem Gläsernen Studio im Columbia Theater auf UKW 88,4 MHz und http://radio100.de

Am 1. März 1987 ging Radio 100 in Westberlin auf Sendung. Der erste private Sender der noch geteilten Stadt verstand sich als links-alternativ bis -radikal, war basisdemokratisch organisiert und chronisch unterfinanziert, sendete den Polizeifunk oder Klangexperimente, berichtete aus schwul-lesbischer Sicht und erfand den Fake neu.

30 Jahre danach ist Radio 100 wieder zu hören – für einen einzigen Tag. On Air auf UKW 88,4 und im Internet (radio100.de). Beginnend mit dem Morgengrauen um 7 Uhr am 4. März wird es ein Wiederhören geben mit ‚Eldoradio‘, den ‚Dissonanzen‘, mit ‚Großstadtfieber‘, ‚Kunstrausch‘ oder ‚Kontinente‘.

  • www.radio100.de