« «KulturWelle» Afterhour: » Alchemie – Wilde Geschichten aus der Frühen Neuzeit
Im Rahmen unserer Serie zu nicht-hegemonialen Wissensformen nehmen wir uns diesen Freitag der Alchemie an. Welche Vorstellungen von Wissenschaft und Religion, von Materie und Geist prägen sie und was ist ihre politische Position zwischen Aufklärung, Reformation und Frühkapitalismus? Diese und andere Fragen klären wir im Gespräch mit unserem Studiogast, dem Historiker und Kulturwissenschaftler Stefan Laube.
1460 bringt ein Gelehrter wiederentdeckte Schriften nach Florenz: Platons Dialoge und den »Hermetischen Korpus«, der damals als die älteste Schrift der Welt gilt. Deshalb lässt Cosimo de' Medici den Hermetischen Korpus auch zuerst – vor Platon – übersetzen. Der Inhalt erschüttert die Grundfesten des mittelalterlich-christilichen Weltbilds: Der Mensch wird darin als »Bruder" Gottes beschrieben, der auch in den Schöpfungsprozess eingreifen darf und soll. Was folgt, ist eine das 15. und 16. Jahrhundert umspannende Telenovela, in der allerlei dubiose Alchemiker und Geisterbeschwörer genauso mitspielen wie ein junges Königspaar, das in Prag eine »alchemische Dynastie« gründen will, was vom 30-jährigen Krieg verhindert wird. Auch eine Koryphäe wie Isaac Newton steckt tiefer mit drin, als man heute denken würde.