Programm

« Der 5. Mittwoch: Sonderprogramm » Not your Opfer: Vergewaltigungsmythen

Mittwoch, 29. Dez 2021, 15:00 bis 16:00 Uhr
2021-12-29 15:00:00 2021-12-29 16:00:00 Studio Ansage
Not your Opfer – das sind Birte, Jule und Lilly. Uns eint der Aktivismus gegen sexualisierte Gewalt und der Glaube daran, dass selbstbestimmtes Sprechen über sexualisierte Gewalt notwendig ist.
Der 5. Mittwoch: Sonderprogramm

Vergewaltigungsmythen sind vorurteilsbehaftete, stereotype oder falsche Auffassungen über sexualisierte Gewalt, Betroffene und Täter*innen, die sexualisierte Gewalt verharmlosen oder leugnen. Eigentlich kann man sich das heutzutage kaum noch vorstellen – aber viele von ihnen schwirren als vermeintliches Halbwissen nach wie vor durch die Gegend. Birte und Lilly knöpfen sich in dieser Folge die wichtigsten Vergewaltigungsmythen vor und klären sie auf.

Welche Gründe gibt es aber dafür, dass es so einfach ist, an Vergewaltigungsmythen zu glauben? Birte und Lilly machen sich auch darüber Gedanken: Vergewaltigungsmythen machen es möglich, daran zu glauben, dass sexualisierte Gewalt im eigenen Umfeld keine Rolle spielt und dass das Risiko, sie selbst zu erleben, kontrollierbar ist.

Die Links zur Folge: – Judith hat gewusst, dass “rape myth” im Englischen schon 1980 zuerst von Martha R. Burt verwendet wurde und der Begriff “Vergewaltigungsmythen” dann 1996 durch Gerd Bohner im deutschen Sprachraum verbreitet wurde. Burt, Martha R. Cultural Myths and Supports for Rape. In: Journal of Personality and Social Psychology 1980, Vol. 38, No. 2, S. 217-230. Bohner, Gerd. Vergewaltigungsmythen: Sozialpsychologische Untersuchungen über täterentlastende und opferfeindliche Überzeugungen im Bereich sexueller Gewalt. Habilitationsschrift. Frankfurt am Main 1996. – Eine Zusammenfassung der wichtigsten Vergewaltigungsmythen und ihre Richtigstellung gibt es in dieser Broschüre von LARA: https://www.lara-berlin.de/fileadmin/Downloads/LARA_Mythen_DE.pdf – Eine Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse der Schröttle-Studie gibt es hier: https://www.bmfsfj.de/blob/84316/10574a0dff2039e15a9d3dd6f9eb2dff/kurzfassung-gewalt-frauen-data.pdf – Dass 10-25 Prozent der Täter*innen bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder weiblich sind, steht zum Beispiel bei Ursula Enders: Zart war ich, bitter war’s. Handbuch gegen sexuellen Missbrauch. Kiepenheuer & Witsch 2003, S. 106. – In diesem Artikel wird das Thema Falschbeschuldigen mit Zahlen unterfüttert und laut den meisten (seriösen) Studien bewegt sich die Zahl der falschen Anzeigen zwischen zwei und acht Prozent. Lilly hat zwei Prozent aber schon sehr häufig gehört und sich deswegen in der Folge auf diese Zahl bezogen: https://www.vox.com/2015/6/1/8687479/lie-rape-statistics – Die Medienwissenschaftlerin Marian Meyers hat die Dynamiken der Berichterstattung über Gewalt an Frauen Ende der 1990er Jahre analysiert. Obwohl sich einiges verändert hat seitdem, treffen die grundsätzlichen Ergebnisse ihrer Studie nach wie vor zu: Meyers, Marian. News Coverage of Violence Against Women. Engendering Blame. Sage. Thousand Oaks, CA 1997. – Zur Vertiefung des Themas Kontrollierbarkeit des Risikos, selbst sexualisierte Gewalt zu erleben, ist ein Aufsatz von Rachel Hall einschlägig: Hall, Rachel. “It Can Happen to You”: Rape Prevention in the Age of Risk Management. In: Hypatia 2004, 19 (3). S. 1-18.

Not your Opfer – das sind Birte, Jule und Lilly. Uns eint der Aktivismus gegen sexualisierte Gewalt und der Glaube daran, dass selbstbestimmtes Sprechen über sexualisierte Gewalt notwendig ist, um patriarchale Normen, Vergewaltigungsmythen und schädliche Erwartungen an Betroffene wirksam bekämpfen zu können. Daher melden wir uns mit dem Podcast zu Wort! Wir wollen Betroffene unterstützen und Empowermentstrategien teilen, Informationen für alle (anderen) zur Verfügung stellen und deutlich machen, dass Sprechen über sexualisierte Gewalt nur dann beschämend und verletzend ist, wenn Betroffene nicht selbst entscheiden können, wie gesprochen wird. Birte und Lilly sprechen entweder gemeinsam oder laden weitere spannende Gäste zu sich ein.­ Not your Opfer – der Titel lässt sich auf zwei Arten verstehen: Erstens soll sexualisierte Gewalt bekämpft und dafür gerade die strukturellen Ursachen in den Blick genommen werden. Zweitens sollen Betroffene von sexualisierter Gewalt gesellschaftlich anders wahrgenommen werden: Nicht als traumatisierte, beschädigte Opfer, sondern auch als starke Menschen, die ihre Gewalterfahrungen selbstbestimmt verhandeln können.