Als Verein der Freien Radios Berlin und Brandenburg sind wir im nichtkommerziellen Lokalfunk Community Radios dezentral in unserer Region mit unterschiedlichen Perspektiven angesiedelt, die sich aus den jeweils lokalen Voraussetzungen ergeben. Im Stadtgebiet Berlin, Potsdam und Frankfurt (Oder) gibt es z.B. NKL-UKW-Sender, in dem Rest Brandenburgs bisher nicht.
Freie Radios in Brandenburg haben daher sehr großes Interesse daran über passende terrestrische, flächendeckende Verbreitungsformen, z.B. über DAB+ und Digital, aber auch UKW zu senden. Klar ist auch, dass eine von der mabb geplante Abschaltung von NKL-UKW eine Ausschaltung der Berliner, Potsdamer und Frankfurter Community Radios und ihrer gewachsenen Hörer:innenschaft bedeutet, was inakzeptabel ist.
Für Berlin wie für Brandenburg gilt also solidarisch wie praktisch: NKL Simulcast ist geboten!
Auffindbarkeit und Plattformen
Eine Unterstützung der mabb können wir uns gut bei der technischen Weiterentwicklung der deutschsprachigen Freie-Radio-Plattform https://freie-radios.net zu einer Mediathek der Freien Radios vorstellen.
Generell sehen auch wir die Auffindbarkeit als eines der essentiellen Bedarfe Freier Radios.
Unter den gegenwärtigen Bedingungen der politischen Ökonomie des Internets fordert Auffindbarkeit allerdings einen hohen Preis. So halten wir zunächst die Präsenz demokratischer, nichtkommerzieller Strukturen auf genuin kommerziellen und keiner demokratischen Kontrolle unterliegenden Plattformen für widersinnig.
Andererseits entspricht der Grad der Aggregation gesellschaftlicher Massen, den diese kommerziellen Plattformen erreichen, quasi dem, das früher Öffentlichkeit hieß. Sich den Plattformen entziehen zu wollen, bedeutete de facto eine gesellschaftliche Isolation, die jedem Selbstverständnis Freie Radios, die als Community Radios mit Citizen Journalism arbeiten widerspricht. Freier Zugang und das Recht, gehört zu werden, sind und bleiben Leitgedanken Freier Radios. Beide Aspekte scheinen auch von Angeboten der Plattform-Ökonomie adressiert zu werden. Allerdings zahlen die Nutzer:innen mit der Preisgabe ihrer Daten und sehen sich und ihre realen Netzwerke, ohne jede Möglichkeit der Teilhabe oder gar des Eingriffs, einem Regime von auf rein kommerzielle Ziele abgestellten Algorithmen ausgesetzt. Auch die Modelle der Rechteverwertung (SW user generated content), die von der Plattform-Ökonomie entwickelt und eingesetzt werden, sind i.d.R. mit den Prinzipien Freier Radios unvereinbar. Dies gesagt, setzen wir konsequent auf Ansätze und Lösungen, die auf Freier bzw. Offener Software basieren.
Schon um das Sendesignal ausfallsicher produzieren zu können, bedürfte es Internetanbindungen, die über den derzeitigen „Standard“ von Consumer-DSL hinausgeht. Unsere bisherigen Anfragen an die mabb, für unsere Studios stabile, mit festen IP operierende Internetverbindungen zu finanzieren, blieben, wie Sie wissen, folgenlos.
UKW und DAB+
Ihr Ansinnen, den UKW-Betrieb der Freien Radios einzustellen, verwundert uns. Hatte doch die vormalige Direktorin der mabb vor 3 Jahren im Medienausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses gesagt: „Wir … haben in diesem Jahr, als die Media Broadcast ihre UKW-Sendeanlagen verkaufte, selbst die Antennen gekauft, um DAUERHAFT sicherzustellen, dass auf der 88,4 weitergesendet werden kann.“ (Dr. Anja Zimmer am 14. November 2018 laut Wortprotokoll des Ausschusses für Europa, Bundesangelegenheiten und Medien des AH, Berlin.)
Nichtkommerzielles Lokalradio sollte da empfangbar sein, wo es entsteht. Und am besten über UKW. Hier gilt es unseres Erachtens zunächst, eine gute lokale Versorgung zu gewährleisten. Dabei könnte die mabb insofern unterstützend wirken, als sie im Verbund mit der Bundesnetzagentur die vorhandenen Möglichkeiten der Nutzung lokaler UKW-Frequenzen in Brandenburg koordiniert. Aus unserer Sicht sollten hier zunächst die Bedingungen in den Städten und Kommunen eruiert werden, in denen Freie Radio Gruppen entstanden sind oder entstehen.
Wir sehen in einem lokalen, über UKW niedrigschwellig angebotenen Signal die Voraussetzung für eine dereinst gelungene Migration zu einem intelligent genutzten DAB+. In beiden Fällen würden wir begrüßen, die jeweiligen Sendeanlagen selbst zu administrieren. Es wäre in diesem Zusammenhang zu erörtern, ob die Freien Radios Berlin & Brandenburg als Pilotprojekt selbst eine Betreibergesellschaft bilden könnten. Ein solches Szenario würden wir jedenfalls gerne im Rahmen jenes Runden Tisches diskutieren, der auf der „Zukunfswerkstatt community media 2021“ angeregt wurde. Dabei würden Vertreter*innen Freier Radios und der sie lizensierenden Medienanstalten zusammen kommen und gemeinsam realistische Szenerien entwickeln.
Stichwort Empfangbarkeit. Der Inhouse-Empfang hat für uns eine wesentlich größere Bedeutung als der Empfang auf der Straße. Es braucht hier also vergleichsweise starke Sender, deren Leistung – so unsere vorsichtige Schätzung – bei mindestens 2kW liegen sollte. Es wäre erst einmal begrüßenswert, zunächst die weitere lokale Versorgung mit UKW im Land Brandenburg, sowie bessere Senderstandorte in Berlin zu ermitteln. In puncto DAB+ würden wir einen Austausch mit den Freien Radios und Medienstalten anderer Bundesländer begrüßen. Auch der Bundesverband Freier Radios empfiehlt NKL Simulcast aus der bundesweiten Erfahrung heraus.
Hintergrund: Die offizielle Mitteilung der Medienanstalt Berlin Brandenburg (mabb)